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Kommentar
Der Unsinn von Winterprognosen
Kaum stehen die ersten kühleren Tage vor der Tür, haben Winterpropheten auch schon wieder Hochkonjunktur. Vom schneefreien Winter über extreme Wärme bis zu dem alljährlich orakelten Rekordwinter ist bei den "Horoskopen" alles dabei.
Blick durch die Glaskugel: Winterpropheten haben wieder Hochkonjunktur.
Beim Blick auf die Winterprognosen so mancher Gazetten, gleich ob Online oder Print, kräuseln sich einem die Zehnägel. Eines ist dabei aber extrem wichtig zu wissen: Das ist alles Unsinn! Wetter unterliegt dem sogenannten Chaos-Prinzip, was nichts anderes bedeutet, als dass schon geringfügige Störungen eines Musters völlig gegensätzliche Entwicklungen anstoßen können, aber nicht müssen. Daher sind Vorhersagen über Wochen und Monate hinaus schlichtweg nicht möglich.
Da hilft auch der Blick in den Himmel nichts: Wie der kommende Winter wird, weiß trotz all der schillernden und als "Prognosen" bezeichneten Spekulationen bisher noch niemand.
Ja, es gibt experimentelle Vorhersagen. Wie der Name allerdings schon sagt, sind dies nur Versuche, die auch all zu oft völlig danebenliegen.
Ja, es gibt tolle Pflanzen, an deren Blütenstand man sicherlich allerlei festmachen kann, aber sicher nicht die Witterung im kommenden Winter.
Ja, wir haben es mit einer sehr eingefahrenen Wetterlage zu tun, aber ob diese auch in den nächsten Monaten anhält und welche genauen Folgen dies für unser Wetter hätte, weiß niemand.
Nein, aufgrund ähnlicher Witterungsabläufe in der Vergangenheit kann man keinen Rückschluss auf das Wetter einer ganzen Jahreszeit in der Zukunft ziehen. In diesem Ausnahmejahr wird es ohnehin mehr als schwierig, eine Referenz zu finden.
Die kleinblütige Königskerze (Verbascum thapsus). Vermag sie tatsächlich zukünftiges Wetter vorauszusehen? Oder reagiert sie - wie alle anderen Pflanzen auch - lediglich auf gerade einwirkende Wetterreize? Bild: dpa
Was lernen wir daraus: Vorhersagen für eine ganze Jahreszeit im Voraus sind Unsinn, Nonsens, Mumpitz, Kokolores oder Schmarren und eher etwas für den Jahrmarkt. Wirklich verlassen sollte man sich in keinem Fall auf solche Winterprophezeiungen. Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass die Pflanzenorakel sich damit ganz schnell die Blätter verbrennen und manches experimentelle Wettermodell noch ziemlich viel Luft nach oben hat.
Ein Kommentar von Björn Goldhausen, Wetterredaktion
